Norwegen
Im Land der TrolleWer es eilig hat, schnell von A nach B will, ständig überholen möchte und keine Zeit hat, sich mit den Einheimischen zu unterhalten, sollte nicht in Norwegen Urlaub machen. Hier ticken die Uhren eindeutig langsamer. Hier ist Entschleunigung angesagt!
Wer sich aber die Zeit nimmt und sich einfach treiben lässt, den erwartet in Norwegen ein atemberaubendes Naturschauspiel. Von türkisfarbenem Wasser und weißen Sandstränden, über mehrere hundert Meter hohe Wasserfälle, bis zu steil ins Meer ragende Felsen vor den letzten Gletschern Europas.
Geprägt durch die Eiszeiten gestaltet sich Norwegen gerade im Süden und Südwesten des Landes als recht abwechslungsreich. Damit ist es nicht nur bei Wanderern beliebt, sondern auch bei Surfern und Strandliebhabern. Die Einwohner sind super freundlich, hilfsbereit und gefühlt immer zu einem Plausch bereit.
Wir waren total fasziniert von den verschiedenen Farben der Seen und des Meeres, der Bäume und Moose. Wir hatten extrem Glück mit dem Wetter und konnten die Landschaft in ihren unterschiedlichen Facetten erleben und genießen.
Aber wie schon erwähnt, alles dauert seine Zeit. Sieht man eine Entfernung von ca. 140 km, sollte man ca. 3 Stunden Fahrt einplanen. Die Geschwindigkeiten sind bis auf 80 km/h reduziert, und häufig muss man die Fähre nutzen, um auf der anderen Seite des Fjordes seinen Weg fortzusetzen. Aber hey, es ist Urlaub!
Noch ein paar Tipps zur Urlaubsplanung:
- anfänglich hatte ich versucht, die Reiseroute auf den Tag genau zu planen, ließ es allerdings schnell bleiben. Gerade die Spontanität, dort anzuhalten, wo es einem gefällt und evtl. da auch zu übernachten, macht den Reiz Norwegens doch erst aus
- auch die Entfernungen verbunden mit den langen Fahrzeiten hielten mich ab, eine genauere Planung vorzunehmen
- in Norwegen gilt das Jedermann-Recht. Wenn nicht ein Verbotsschild angebracht ist, kann überall gerastet und übernachtet werden
- bei ein paar Hotspots, wie Geiranger Fjord, Preikestolen oder Trolltunga, könnte man vielleicht in der Ferienzeit einen Campingplatz, Hotel oder ähnliches vorbuchen. Wenn man aber etwas kompromißbereit ist, findet man immer und überall eine passende Unterkunft oder Stellplatz
- Maut: Auf der Autobahn und bei bestimmten Tunnel wird Maut erhoben. Unter epass24.com kann man vorab das Nummernschild und die Zahlungsweise registriert, dann werden die Kosten automatisch abgebucht und man muss sich um nichts mehr kümmern. Wer deutlich länger als 4 Wochen unterwegs ist, sollte sich eine Tollbox zulegen.
- wenn man an Ferienzeiten gebunden ist, sollte man bis Mitte August nach Norwegen reisen. Bis dahin ist das Wetter noch halbwegs beständig und am wärmsten
- ab Mitte August werden zum Teil die Öffnungszeiten von Campingplätzen, Museen, etc. verkürzt, auch manche Fähren fahren dann seltener
- Lebensmittel: die Preise in den Supermärkten sind im Vergleich zu uns schon teurer, aber nicht exorbitant. Im Restaurant zahlt man für einen einfachen Burger ab 20 EUR aufwärts.
- man sollte keine Angst vor Tunnel haben. Teilweise sind sie bis zu 25 km lang, und es gibt sehr, sehr viele Tunnel
Reisezeit: Ende Juli / August 2024
Reisedauer: 3 Wochen
Unsere Route:
München – Kristiansand
Gleich nach Ausgabe der Zeugnisse machten wir uns auf den Weg Richtung Hamburg. Kurz nach München gab es schon den ersten 45 minütigen Stau, aber der war auch letzte für die nächsten knapp 3 Wochen.
Nach einer Übernachtung bei Hamburg fuhren wir weiter bis nach Hirtshals mit einer Fährüberfahrt nach Kristiansand um 20.45 Uhr. Um 0.00 Uhr am 28.8. betraten wir norwegischen Boden und hatten uns in der Stadt vorab eine Airbnb Unterkunft gesucht. Die Fähre sollte wirklich frühzeitig gebucht werden, wir reservierten sie im Februar.
An Bord der Fähre gibt es viele Restaurants und Bars, allerdings wenig Möglichkeiten, irgendwo in ruhigerer Umgebung die Augen zu zu machen. Wer das möchte, muss vorab Plätze reservieren.
Strecke: 1300 km
Leuchturm Lindesnes:
(K)ein leuchtendes Beispiel
Nachdem wir etwas länger geschlafen hatten, fuhren wir entlang der Küste Richtung Stavanger. Von der Hauptstraße geht eine Sackgasse zum südlichsten Punkt Norwegens ab. Am Ende der Straße befindet sich Lindesnes, ein wirklich süßer, auf einem Felsen gelegener Leuchtturm. Auf den Felsen lässt sich super herumklettern.
Schaut man jedoch genauer hin, so entdeckt man, dass der Felsen um den Leuchtturm herum durchlöchert ist, wie ein Schweizer Käse. Alte Wehrgänge, Schützengräben und Kanonenstandplätze der deutschen Armee aus dem zweiten Weltkrieg prägen die Gegend. An vielen Stellen kann noch durch die Wehrgänge gelaufen werden. Aber irgendwie war es spuky.
Der Leuchtturm und kleinere Museen in der Nähe des Turmes sind ganz interessant zu besichtigen. Auch außerhalb der Öffnungszeiten kann um den Leuchtturm herum und entlang der Festungsanlagen gelaufen werden. Und nebenbei spart man sich noch den Eintrittspreis.
Zurück am Parkplatz, wartet ein kleines Backhäuschen mit mega leckerem frischen Brot auf die Besucher. Wir haben die Variante mit Seealgen probiert, wirklich empfehlenswert!
Auf dem Rückweg zur Hauptstraße machten wir noch einen Picknick- und Sandbuddel-Stopp an einem schönen Sandstrand, ideal auch zum Baden, da es dort keine hohen Wellen gibt. Ein Parkplatz zum Übernachten gibt es da natürlich auch. Wir fuhren allerdings noch ein Stück weiter.
Übernachtung: Svindland Camping
– Klein, überschaubar, nicht überlaufen, aber auch recht einfach
– da direkt am See gelegen, starteten wir hier unsere ersten Angelversuche – ohne Erfolg, was leider nicht an der Vielzahl der Fische la
Strecke: 154 km
Stavanger:
Das schwarze Gold
Schon von weitem entdeckt man in Stavanger die Auswirkungen des Ölbooms… Riesige Kreuzfahrtschiffe liegen vor Anker und die Stadt ist überflutet von Menschen. Aber in die kleinen Hintergässchen verirren sich die Wenigsten, und dort findet man hübsche kleine Läden und Restaurants. Allerdings sind die Preise in den Restaurants annähernd genauso riesig wie die Kreuzfahrtschiffe.
Das Parkhaus, welches wir ausgewählt hatten, war recht günstig und befindet sich neben dem Erdöl Museum.
Im Erdöl Museum wird die Geschichte rund um die Vorkommen in Norwegen beschrieben, wie das Öl Norwegen verändert hat und wie sich das Land dem Klimawandel stellt.
Es ist wirklich sehr interessant und spannend, selbst für Kinder. Besonders die Rettungsrutsche hatte es unserem Sohn angetan.
Anschließend ging es durch einen 15 km langen Tunnel (mautpflichtig), 300 Meter unter dem Meeresspiegel, zum Campingplatz am Preikestolen.
Übernachtung: Preikestolen Camping
– Der Campingplatz ist sehr beliebt, wenn Wanderungen auf den Preikestolen geplant sind
– man kann nicht vorab reservieren, hier herrscht „first come, first serve“.
Strecke: 183 km
Preikestolen:
Schlange stehen
Ich weiß nicht, ob es überhaupt einen Zeitpunkt gibt, an dem der Preikestolen menschenleer ist. Gute Chancen, um nicht Schlange stehen zu müssen, ist eine Übernachtung (mit oder ohne Zelt erlaubt) auf einem Felsplateau in der Nähe der 600 m hohen Steinwand, oder man muss gegen 2:00 Uhr in der Früh losgehen. Dann hat man auch die Chance auf einen Sonnenaufgang.
Wir haben natürlich beides nicht geschafft. Zusammen mit unzähligen weiteren versierten und weniger versierten Wanderern sind wir gegen 9:00 Uhr am Parkplatz gestartet, wir haben uns aber NICHT für ein Foto am Gipfel angestellt. Man kann auch an den Seiten tolle Bilder schießen, oder einfach den Felsen auf sich wirken lassen.
Für den Rückweg entschieden wir uns für eine alternative Route, die am Preikestolen über ein Felsplateau vorbeiführte. Dort waren wir ganz allein und hatten noch Zeit, leckere Heidelbeeren für das nächste Frühstück zu sammeln.
Für die ganze Tour haben wir ca. 4 h benötigt, mit ausreichend Pausen und Fotostopps.
Der Tag war noch lang und so fuhren über Stavanger nach Akrasanden, den angeblich schönsten Sandstrand Norwegens. Wer muss schon in die Karibik, wenn weißer, feiner Sandstrand und türkisblaues Meer mit Felsen und Gletschern verbunden werden können?
Aufgrund von Regen und Müdigkeit suchten wir uns hier eine Unterkunft. Uns wurde noch am südlichen Zipfel der Insel der kleine Ort Skudeneshavn empfohlen, mit einer hübschen kleinen Innenstadt, in der man wohl auch gut essen gehen kann. Aber das haben wir ausgelassen.
Übernachtung: Sandve
– ruhig gelegenes Appartment im Untergeschoss des Eigentümerhauses
– liebevoll eingerichtet
– der Strand ist zu Fuss erreichbar
Strecke: 125 Km
Akrasanden – Bergen:
Der Weg ist das Ziel
Im Sonnenschein sah der Strand von Akrasanden natürlich nochmal deutlich schöner aus, sodass wir zwangsläufig noch etwas Zeit dort verbringen mussten. Die Wellen waren recht hoch, sodass wir auch ein paar Surfer beobachten konnten. Zum Baden war es uns allerdings zu kalt, zum Sandburgen bauen war es geradew richtig.
Kurz vor dem Mittag fuhren wir weiter Richtung Bergen. Ca. 173 km lagen vor uns, für die uns das Navi aufgrund von 2 oder 3 Fährverbindungen knapp 4 Stunden vorhersagte. Die Fähren müssen nicht vorab gebucht werden.
Aber uns kam es gar nicht so lang vor. Die Gegend war so schön, dass man immer irgendwas zu sehen hatte und es nie langweiliig wurde.
Die nächsten 3 Tage verbrachten wir in Hanevik, einer kleinen Ortschaft auf der Insel Askoy, gleich neben Bergen.
Übernachtung: Gästehaus in Ask
– tolles kleines Häuschen direkt am Meer
– sehr nette und hilfsbereite Gastleute
– ideal zum angeln
– Verleih des kleinen Motorbootes
Strecke: 173 Km
Askoy:
Mal die Seele baumeln lassen
Auf der Insel Aksoy und in der nähreren Umgebung gibt es zahlreiche Ausflüge. Die Vermieter unseres Häuschen hatten uns jede Menge Tipps gegeben. Aber wir wollten uns einmal etwas mehr Zeit gönnen und so befassten wir uns unter anderem ausführlich mit dem Angeln. Nach anfänglichen missglückten Versuchen hatten wir am zweiten Abend doch eine ansehnliche Makrele und einen Seelachs in der Pfanne. Mit einem Motorboot fuhren wir den Fjord entlang und genossen die Ruhe.
An einem Nachmittag besuchten wir das ca. 40 Minuten entfernte Bergen. Es ist eine wunderschöne Hafenstadt, sehr beliebt auch bei den Kreuzfahrt-Unternehmen. Besonders schön fand ich das Viertel Bryggen, mit vielen bunten und schmalen Holzhäusern an der alten Landungsbrücke, die einst ein Stützpunkt der mächtigen Hanse war. Nicht nur die Häuser, sondern auch die vielen kleinen Lädchen und Restaurants sind einen Besuch wert.
Hier haben wir in Norwegen mit am günstigen eingekauft, sowohl Souvenirs, als auch Jacken.
Ansonsten lässt es sich noch entspannt am Hafen entlang flanieren und bei den verschiedenen Food Markets die verschiedenen Meeresspezialitäten probieren.
Mit der Standseilbahn Fløibanen gelangt man auf das Bergplateau des Fløyen, das einen Panoramablick und verschiedene Wanderwege bietet.
Das das Wetter super mitspielte und wir viele sonnige und warme Tage hatten, entschieden wir uns an einem Tag für eine SUP Tour zwischen kleinen Inseln rum dum Herdla. Herdla ist heute ein Naturreservat für mehr als 220 registrierte Vogelarten. Während des Zweiten Weltkrieges war Herdla ein Stützpunkt der deutschen Luftwaffe. Das flache Gebiet „Herdlavalen“ bot sich als Platz für einen Flugplatz an, und Herdla wurde zum wichtigsten deutschen Fliegerhorst zwischen Stavanger und Trondheim ausgebaut. Heute sind davon noch verschiedene Flakstellungen und ein Museum zu sehen, in dem eine Original Focke Wulff 190 ausgestellt ist, die 1943 bei Herdla ins Meer stürzte und 2006 fast vollständig geborgen wurde.
Aufgrund der geschützen Lage konnten wir in der Gegend ausgiebig mit unseren Boards paddeln, ohne vom Wind abzutreiben. Der ein oder andere Sprung ins Wasser war auch drin.
Naeroyfjord:
Jetzt wird’s eng
Nach 3 Übernachtungen in dem urigen Häuschen bei Bergen und einer schlechten Wettervorhersage fuhren wir weiter Richtung Norden, dem Sonnenschein hinterher. In Voss legten wir eine kurze Pause ein, erst im Nachhinein haben wir gesehen, dass es angeblich die Adrenalin-Hauptstadt Norwegens sein soll. Die abwechslungsreiche Landschaft ist ideal zum Wandern, Klettern, Kajakfahren, Radfahren und vielem mehr.
Unser vorläufiges Ziel war Gudvangen mit einer Fährverbindung durch den Naeroyfjord. Der 19 Kilometer lange Nærøyfjord, der von bis zu 1800 Meter hohen Bergen umgeben ist, gilt als der schmalste Fjord der Welt. An seiner schmalsten Stelle misst der Fjord lediglich 250 Meter. Zahlreiche Wasserfälle stürzen die Berghänge hinab. Die Fjordufer sind von dichten Wäldern und üppigen Wiesen bewachsen, während die Hochebene an vielen Stellen von Gletschern bedeckt ist.
Die Fähre fährt 2x am Tag zwischen Gudvangen und Kaupanger hin und her. Man sollte länger im Voraus die Fähre buchen, kurzfristig ist da wohl kaum etwas möglich. Von da aus kann man auch eine Schiffsrundfahrt buchen, die uns aber zu teuer war (ca. 75€ pro Erwachsener, Kinder ab 4 bis 15 Jahre, 50 %)
Es gibt links neben der Fähranlegestelle eine kleine schmale Straße, die auf den ersten Blick gar nicht so auffällt. Nach einem Tunnel führt die Strasse direkt am Naeroyfjord entlang. Direkt am Fjord gibt es einige Stellplätze für Camper. Ganz am Ende der Straße befindet sich ein kleiner, ganz einfacher Campingplatz.
Vor dem Campingplatz gibt es eine kleine Wiese und da schlugen wir unser Zelt auf. Es war wunderschön und ruhig gelegen. Hier gibt es eine gute Einstiegsstelle zum Baden, oder für das SUP, einen guter Platz für Lagerfeuer und einen idealen Ausgangspunkt für Wanderungen entlang des Naeroyfjordes.
Übernachtung: Tufto gard Feriehytter og Camping
– First come, first serve
– sehr einfacher Platz, Dusche & WC vorhanden
– es gibt auch 3 Häuschen zum mieten
Strecke: 177 km
Scenic Route Aurlandsfjellet:
Zwischen Nebel und Wolken
Glück gehabt! Trotz schlechter Wetter-Vorhersage hatte es abends zuvor nur ganz kurz genieselt, dann erst wieder nach dem Frühstück. Somit hatten wir eine sehr angenehme Nacht im Zelt.
Aber das schlechte Wetter drückte in den Fjord, sodass wir keine Wanderung unternahmen und weiter fuhren zur Aussichtsplattform Stegastein. Eine Plattform 650m über dem Fjord und 30m von der Bergseite herausragend, verspricht laut Internet einen einzigarten Panoramablick über den Aurlandsfjord, die Berge und die Landschaft. Wir sahen…NICHTS! alles lag im tiefen Nebel, keine Umrisse, gar nichts. Trotzdem war der Parkplatz brechend voll.
Die Scenic Route von Aurlandsvangen nach Lærdalsøyri führt an Stegastein vorbei, bis in eine Hochebene, 1308 hm über dem Meer. Je höher wir kamen, umso mehr lichtete sich der Nebel und die vollkommen unberührte Landschaft mit Moosen, Farnen und Heidekraut zeigte sich zwischen Wolkenfetzen. Es sah richtig mystisch aus. Es gibt viele Rastplätze, von wo aus man über kleiner Trampelpfade Schmelzwasser-Seen und Schneefelder erreichen kann. Die Einsamkeit und Stille sollte man einfach mal auf sich wirken lassen.
Die Route ist 47 km lang und durchgängig asphaltiert. Wem die Strecke zu lang ist, kann auch den Lærdalstunnel nutzen, der mit seinen 24,5 km der längste Tunnel der Welt ist.
Unser Tagesziel war Fjaerland, ein kleiner Ort an einem Seitenarm des Sognefjords – des längsten (205 km) und gleichzeitig tiefsten (1303 m) Fjordes Europas und befindet sich damit weltweit an zweiter Stelle nach dem Kangertittivaq in Grönland.
Übernachtung: Boyum Camping
– gleich neben dem Gletscher Museum gelegen
– schöner Platz mit Blick auf die Berge
– wir haben in einer der Hütten übernachtet, die einfach, aber vollkommen ok waren
– direkt am Hafen von Fjaerland befindet sich eine herrliche öffentliche Sauna, direkt auf dem Fjord
Strecke: 154 Km
Briksdal:
einfach traumhaft
Auf unserer Weiterfahrt, gleich nach dem Campingplatz befindet sich an der rechten Straßenseite der Bøyabreen Glacier Aussichtspunkt. Von hier aus erwischt man den ersten Blick auf den Jostedalsbreen Gletscher, dem größten noch zusammenhängenden Gletscher auf dem europäischen Festland. Vor der Gletscherzunge befindet sich noch ein kleiner Gletschersee. Vor allem bei schönem Wetter wirklich ein toller Blick. Hier kann auch übernachtet werden.
Auf dem Weg Richtung Stryn gelangten wir immer wieder an tolle Fjorde, hohe und abgeschliffene Felsen und lange Wasserfälle. Da macht das Autofahren Spaß.
Irgendwann gelangten wir in den Ort Olden. Dies ist auch ein Anlegeplatz für Kreuzfahrtschiffe. Wenn gerade ein Schiff anliegt, ist in dem Ort die Hölle los. Doppelstockbusse, Kutschen und Taxis befördern die Touristen die ersten Kilometer in das Briksdal Tal hinein. Bitte davon nicht abschrecken lassen.
Biegt man in Olden von der Hauptstrasse ab und fährt Richtung Briksdalsbreen, kommt man in ein wunderschönes Tal mit türkisfarbenen Gletscherseen, riesig hohe Wasserfälle und Gletscherzungen. Wir sind bis ans Ende des Tales gefahren, dort werden Wanderungen zum Gletscher angeboten.
Uns hat es so gut dort gefallen, dass wir uns gleich einen Zeltplatz direkt am See gesichert haben und mit dem SUP an die Wasserfälle herangefahren sind. Wir sind auch mal ins Wasser gesprungen, aber bei 12 Grad war das nur ein kurzes Vergnügen.
Übernachtung: Olden Camping
– toller Campingplatz direkt am See
– sehr sauber und liebevoll gepflegter Platz
– kostenfreier Verleih von Paddelbooten, Kajaks und Tretbooten
– Barbecue Platz
Strecke: 106 Km
Stryn:
Zwischendurch ausgeknockt
Aufgrund von Fieber haben wir am Morgen nach einem sonnigen Frühstück direkt am See unser Zeug zusammen gepackt und sind weitergefahren. Die Wanderung am Briksdalsbreen liesen wir bleiben und machten nur ein paar Fotos. Auf dem Weg nach Stryn kamen wir an Loen vorbei. Uns wurde erzählt, dass es hier eine traumhafte Wanderung mit dem Ziel einer Schaukel gibt, die, im richtigen Winkel gesehen, über den Fjord schwebt.
An der Hauptstrasse in Loen, gibt es an der rechten Seite ein Schild Richtung Oppheim, diesem folgend, eine steile Kurve hinauf. Man gelangt zu einem Parkplatz und einer Straße mit Schranke. Am Parkplatz befinden sich Erklärungen für verschiedene Wanderungen. Auch zu dem 1,1 Kilometer entfernten Ziel nach Rakssetra. Die Bilder sehen zumindest traumhaft aus. Leider konnten wir es nicht testen. Insgesamt sollte man für die Wanderung ca. 3 Stunden einplanen.
Kurz nach Loen gelangt man an den Loen Skylift, die steilste Seilbahn der Welt, von 0 hm auf 1011 hm in 5 Minuten. Im Winter ist es ein beliebtes Skigebiet, im Sommer sind viele gut markierte Wanderungen geboten. Unter anderem gibt es einen Klettersteig mit der 120 Meter langen Hängebrücke Gjølmunnebrua, die längste Klettersteig-Brücke in Europa.
Wir füllten im nahegelegenden Stryn unsere Vorräte auf und waren im Outdoor Outlet noch etwas shoppen. Dann suchten wir uns auch schon den nächsten Campingplatz mit einem schönen Häuschen, um schnell wieder gesund zu werden.
Fündig wurden wir am nächsten gelegenen See, bei Strynsvatn camping. Nur durch eine Straße vom See getrennt, in der Nähe einer Halbinsel, an der unser Sohn begeistert im Sand spielen konnte. Der See ist auch gut zum baden geeignet.
Direkt vom Campingplatz aus gibt es einige Wanderungen mit herrlichen Blicken auf den See und überall verschiedenen Wasserfällen.
Übernachtung: Strynsvatn camping
– sehr schön gelegener Campingplatz mit Stell- und Zeltplätzen
– unterschiedlich ausgestattete Hütten mit und ohne Badezimmer
– alles liebevoll gepflegt
– direkt am See, durch eine Straße getrennt
– in der Nähe gibt es eine kleine Halbinsel mit Sandstrand
Strecke: 54 km
Geiranger Fjord:
unser Reise-Highlight
Nach einer erholsamen Nacht waren wir wieder soweit hergestellt, dass wir unsere Reise fortsetzen konnten und den Geiranger Fjord in unser Navi eingaben. Der Weg dahin führte uns unter anderem an dem Jostedalsbreen Natural Park Centre vorbei. Da wir nun mehrere Tage immer um den Gletscher herum gefahren sind, gönnten wir uns ein Stündchen, um noch ein paar interessante Infos rund um den größten zusammenhängenden Gletscher auf europäischem Festland zu erhalten.
Ab dem Ort Hjelle erwartete uns ein weiteres landschaftliches Highlight. Hier beginnt die Landschaftsroute Gamle Strynefjellsvegen, Straße 258 von Hjelle nach Grotli. Steil bergauf schlängelt sich die Bergstraße, immer wieder sieht man Gletscher, Wasserfälle, schmale Täler und grüne Wiesen. Man erreicht das Hochland, bei dem es, wie schon bei Aurlandsvangen, keine Bäume mehr gibt, sondern nur noch gelb leuchtende Moose, Farne und kleine Bergblumen – nur unberührte Natur! Hier geht es dann irgendwann von der Asphaltstrasse in eine unbefestigte Strasse über. Ist aber für normale Fahrzeuge kein Problem. Die Strecke ist ca. 27 km lang.
Vorbei an Grotli, kurz vor der Bergabfahrt zum Geiranger Fjord, gibt es noch einen Abstecher zum Dalsnibba, die höchste Aussichtsplattform in der Gegend – erreichbar mit dem PKW. Auf 1500 hm über dem Meeresspiegel hatten wir einen tollen Blick entlang des Geiranger Fjordes. Allerdings kostet der Spaß ca. 330 NOK und es war sehr windig da oben.
Aber die Fahrt hinauf lohnt sich in jedem Fall: Denn im Restaurant oben haben wir die bis dahin leckersten Zimtschnecken gegessen… Schon beim Eintritt in das Restaurant schlug uns ein warmer, leicht süßlich/zimtiger Geruch entgegen und alle 3 haben nach den Zimtschnecken gelechzt. Hammer! Bisher war ich kein Fan von Zimt, ab jetzt schon.
Schlängelt man sich dann die Strasse zum Fjord hinunter, gibt es noch eine Stopps mit ganz tollen Aussichten auf das umliegende Bergland.
Da wir hier nichts vorgebucht hatten, waren wir glücklich, noch ein kleines Hüttchen direkt am Fjord, aber etwas abseits vom ganzen Trubel, ergattert zu haben, in dem wir dann spontan 3 Nächte verbrachten. Dort buchten wir auch gleich ein Taxiboot (um die Hälfte günstiger als in Geiranger selbst, ca. 250 NOK pP), welches uns am nächsten Tag in die Nähe der Sieben Schwestern shutteln sollte, von wo aus wir eine der schönsten Wanderungen in dieser Gegend – über die Alm Homlongsaetra mit atemberaubenden Blicken auf die Sieben Schwestern – unternahmen. Die Tour, die hinter diesem Link beschrieben ist, sind wir in entgegengesetzter Richtung abgelaufen.
Die meisten Wanderungen in der Gegend sind keine Rundwege. Deshalb hat uns die Alternative mit dem Taxiboot sehr gut gefallen. Gegenüber der Sieben Schwestern wurden wir abgesetzt und erklommen die ersten 250 hm steil bergauf. Schon da zeigen sich immer mal wieder die 7 Wasserfälle auf der anderen Seite des Fjordes. Nach ca. einer halben Stunde erreichten wir das kleine verlassene Bergdorf Skagefla. Die kleinen Holzhüttchen mit ihren Farn bewachsenen Dächern erinnerten mich an Hobbiton. Unvorstellbar, wie hier früher Menschen leben konnten, als alles nur zu Fuß erreichbar war.
Nach einer kurzen Rast ging es weitere 350 hm bergauf zur Alm Homlogsaetra. Und zwischendurch zeigen sich die Sieben Schwestern von ihrer schönsten Seite. Wir hätten unzählige Fotos machen können.
Auf dem höchsten Punkt gab es auch jede Menge Heidelbeeren. Wir hatten uns extra eine Heidelbeerkralle gekauft und konnten nun entspannt eine frische Zugabe für unser nächstes Müsli sammeln. Lecker! Und dann raubt einem auch schon wieder der Anblick über Geiranger den Atem. Bis zum Campingplatz geht es dann gemäßigt bergab.
Also, alles in allem, die Tour muss man gemacht haben! Unser 9 jähriger Sohn ist das alles super mitgelaufen. Insgesamt war die Tour knapp 5km lang, aber durch das steile Bergauf laufen, waren wir doch knapp 5 Stunden unterwegs. Und man will sich ja auch nicht hetzen lassen…
Am darauffolgenden Tag war uns das Wetter nicht ganz so hold und wir haben wahrscheinlich den wirklichen norwegischen Sommer kennenlernen dürfen…Wind, Regen, 10 Grad. Da war uns nicht nach wandern zumute, sondern wir fuhren noch ein Stück nordwärts zu den Trollstigen. Aufgrund von Steinschlaggefahr war die Durchfahrt von Trollstigen leider gesperrt, so konnten wir nur von den Aussichtsplattformen ein paar Blicke auf die Haarnadelkurven und das enge Tal werfen.
Nachmittags haben wir eine Regenpause genutzt und bei uns am Campingplatz geangelt. Unserem Sohn war das Glück schnell hold und so gab es zum Abendessen eine schöne dicke Makrele.
Übernachtung: Fjorden Camping
– sehr einfache Hütten, aber sauber und gut ausgestattet
– sehr nette Gastgeber
– direkt am Wasser mit Blick auf Geiranger
– Buchung eines Taxibootes möglich (ca. 250 NOK pP, anstelle 500 NOK in Geiranger)
– guter Ausgangspunkt für die Wanderung zur Alm Homlogsaetra
Strecke: 105 Km (von Stryn nach Geiranger)
Das Landesinnere:
es heißt Abschied nehmen
Unser nördlichster Punkt unserer Reise war erreicht und eine lange Rückreise stand uns bevor. Ein bisschen traurig waren wir schon, den Heimweg anzutreten, wir waren die letzten beiden Wochen jeden Tag aufs Neue total überwältigt.
Unser abendliches Ziel war Oslo. Um die Fahrt nicht allzu langweilig werden zu lassen, besichtigten wir noch eine der größten und ältesten Stabkirche Norwegens in Lom. Sie wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts gebaut.
Hoch hinaus ging es auf den Sprungschanzen in Lillehammer. Über 800 Treppen geht es hoch bis zu den Aussichtsplattformen, die selbe Höhe, von wo die Springer losfahren. Wir hatten sogar das Glück und konnten einem Sportler beim Training zu schauen. 1994 gewann hier Jens Weissflig die Goldmedaille bei den olympischen Winterspielen.
In Oslo haben wir uns ein Hotel etwas außerhalb der Stadt gesucht, da man mit dem Auto nur mit einer Citymaut ins Zentrum fahren darf und die Parkgebühren extrem teuer sind.
Übernachtung: Thon Hotel sno
– lag fast auf dem Weg Richtung Schweden
– recht kostengünstig
– mega leckeres Frühstück
– direkt am Hotel befindet sich die Indoor Ski- und Langlaufhalle
– Eis klettern ist ebenfalls möglich
Strecke: 465 km
Natürlich war ein Stopp in Olso obligatorisch. Allerdings waren wir etwas enttäuscht. So richtig hat es uns da nicht gefallen, die Läden hatten alle zu, außer die Souvenirshops (es war Sonntag) und es war alles sehr teuer, teurer als z.B. in Bergen. Somit kehrten wir Oslo nach 2 Stunden den Rücken und führen weiter bis kurz vor Malmö.
Strecke: 530 km
Wir hätten ja eigentlich von Olso aus mit der Fähre fahren können. Aber ich wollte unbedingt über die Öresundbrücke zwischen Schweden und Dänemark fahren. Und bei strahlend blauem Himmel hat sich der Aufwand echt gelohnt. Knapp 8 km lang über das Meer zu fahren, kommt nicht so oft vor in Bayern. In Dänemark gönnten wir uns noch für ein paar Stunden Sonne, Strand und Meer, bevor es weiter nach Hamburg ging.
Strecke: 615 km
Wir hatten etwas Zeit und so schnell kommen wir auch nicht wieder in den Norden und Westen von Deutschland, sodass wir einen kleinen Umweg über Bochum genommen haben, um uns dort das Bergbau Museum anzusehen. Eine Außentemperatur von 36 Grad ließen die 12 Grad im Bergwerk echt zapfig erscheinen, aber man gewöhnte sich dran und wir waren froh, der Hitze entronnen zu sein.
Vor unserem Besuch im Musical Starlight Express gönnten wir uns noch eine typische Currywurst im Bratwursthaus im Bermuda Dreieck. Können wir nur empfehlen.
Strecke: 318 km
Die letzte Etappe unserer Reise brach an. Mit dem Ziel von unserem Zuhause vor Augen, schmolzen die letzten Kilometer. Ein letztes Highlight für unseren Sohn war der Besuch des Hauses der Real Life Guys in der Nähe von Darmstadt. Es gab zwar keine Führung, aber 2 der „guys“ haben wir trotzdem gesehen.
Ein kurzer Besuch in Heidelberg mit Besichtigung der Burg war dann wirklich der letzte Stopp, bevor wir vollgepackt – nicht nur das Auto, sondern auch mit Eindrücken – wieder in Garching angekommen sind.
Uns hat Norwegen so gut gefallen, dass wir bereits die nächste Reise im kommenden Jahr geplant haben – Skitouren in den Lyngen Alps. Ich werde berichten.
Strecke: 686 km
Gesamtstrecke: 5300 km
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